Die Anfänge des Klingenthaler Traditionsgasthauses „Zum Postillion“ gehen auf das Jahr 1788 zurück. Damals wurde die „Auerbacher Straße“ von Klingenthal nach Auerbach fertiggestellt und eröffnet und ein Postauspann eingerichtet.
27 Jahre wurde diese Strecke vom Kutscher Opetitzer befahren und ebenso lange ist er auch hier gern eingekehrt. Ihm zu Ehren findet der Gast von heute auch 160 Jahre später die „Opetitzer Postillionpfanne“ auf der Karte.
Die „Postwartehalle“ wurde über viele Jahre von verschiedenen Familien geführt. Die auch heute noch bekannteste Familie war die Familie Ernst Meinel. Der „Wirtskarlernst“ führte das Haus, einschließlich Fleischerei, von den zwanziger Jahren des letzten Jahrhunderts bis 1973.
Von 1973 bis 1979 schwang als Wirt der Fischer, Heinz das Zepter. Nach seinem Tode gab es drei Jahre Leerstand. Danach folgte die Übernahme durch eine Familie aus Chemnitz. Der Wirt war leider selbst sein bester Gast, was ihm den Namen „Blauer Bock“ einbrachte. Logische Folge seines Tuns: Die traditionsreiche „Postwartehalle“ war auf dem Tiefpunkt und schlicht und ergreifend am Ende.
Am 16.09.1985 erfolgte schließlich die Übernahme des Hauses durch die Familie Rostock in HO-Kommission. Bis 03.03.1986 wurden in der 1. Bauphase Gaststube, Toiletten und Küche auf DDR-Standard gebracht.
„Mut voran“ hieß es nach der Wende 1990 für die Familie Rostock, denn sie hatte sich entschlossen, das Haus zu kaufen.
1992 begann die 2. Bauphase, in der die Gasträume komplett umgebaut wurden. Selbiges geschah ein Jahr später mit Frühstücksraum, Zimmern und dem Saunabereich. Bemerkenswert ist, dass alle Umbauarbeiten unter Beteiligung heimischer Firmen vollzogen wurden. In mühevoller Handarbeit wurden dabei das Fachwerk, die Balken und der alte Schiefer restauriert, wodurch es gelang, den Charme des Hauses zu erhalten. Ein echter Hingucker sind die handgemalten Wandbilder im Restaurant. Besonderes Schmuckstück aber ist die parterre gelegene, liebevoll gestaltete, gemütliche Gaststube mit ihren Schieferbruchsteinen und dem im Winter wohlige Wärme spendenden Kachelofen.
Für Klingenthaler und Vogtländer aus der weiteren Umgebung war die „Postwartehalle“ seit ihrer Eröffnung stets ein Begriff. Doch eine in den neunziger Jahren angestellte Recherche brachte Interessantes zutage: Ausgerechnet der lokal so vertraute Name „Postwartehalle“ weckte bei den Gästen von weiter her falsche Assoziationen. Aus diesem Grunde kam es im Jahre 1998 zur Umbenennung in Hotelrestaurant „Zum Postillion“. Ein Schritt, der sich im Nachhinein als richtig und gut erwiesen hat.
Mit einer bodenständige und doch stilvollen Gastronomie brachte der „Postillion“ viele Jahre lang das Kunststück fertig, die eigene Persönlichkeit, Standort und Tradition und vor allem die Wünsche der Gäste unter einen Hut zu bekommen. Damit dies weiterhin so erfolgreich fortgesetzt werden konnte, wurde Mitte 2017 der Staffelstab an Tocher Anja weiter gegeben. Mit viel Fachkenntnis, Elan und Optimismus und natürlich mit tatkräftiger Unterstützung der "Alten" nahm sie die Geschicke des Familienunternehmens in ihre Hände.
Doch leider bleibt die Zeit nicht stehen und so wurde am 9. Oktober 2022 das Restaurant „Zum Postillion“ letztmalig geöffnet. Chefin Anja Wohlrab hatte das bereits angekündigt. „Es war keine leichte Entscheidung für uns“, sagte sie. Aber um das traditionelle À-la-carte-Geschäft weiterhin mit der gewohnten Qualität betreiben zu können, fehlte es einfach an Personal
Das Haus wird seitdem als Frühstückspension geführt. „Wir werden weiterhin auch Veranstaltungen durchführen, jedoch ohne das À-la-carte-Geschäft“, kündigte die Chefin an. Familienfeierlichkeiten oder Events ab einer Mindestzahl von 15 Personen können nach wie vor gern angefragt werden. Und auch der Buffetservice außer Haus bleibt bestehen.
Die Zukunft wird zeigen, wie sich die Geschicke des „Postillion“ entwickeln werden. Anja Wohlrab, ihre Familie und ihr Team setzen jedenfalls ihre ganze Erfahrung, ihr Herzblut und viel Energie ein, damit im „Postillion“ weiterhin zufriedene Gäste Quartier nehmen können..
Auf der Karte ist als Besitzer der Postwartehalle Brunndöbra Ernst Meinel vermerkt.
Die zweite Karte zeigt die Postwartehalle in einem gepflegteren Zustand.
Mit langer Tradition ließ sich schon immer gut werben. Diese Karte ist längst nicht so alt, wie sie aussieht.
Die Gaststube während des Ausbaus. Der große Kachelofen sorgt noch immer für gemütliche Wärme.
Wie lange diese Tapete wohl schon die Wand geschmückt hat?
... in Klingenthal und die große Frage lautet damals wie heute: "Wohin mit dem Schnee?"
Außenansicht der Postwartehalle mit den obligatorischen Schneebergen des Klingenthaler Winters.
... war 1993 noch üblicher Bestandteil des Fuhrparks vogtländischer Handwerker.
hier noch ein Trabbi vor der "Postwartehalle".
Im Frühjahr wurde die Fassade neu verkleidet.
die "Postwartehalle" im Jahr 1993.